Hinweis: Der Beitrag erfolgte unter Verwendung von Text- und Bildmaterial von Marcus
Schmitt, Essen. Wir danken für die freundliche Genehmigung zur Verwendung auf dieser Seite und empfehlen interessierten
Lesern einen Besuch der Site www.oeko-msc.de. Hier finden Sie viele weitere Bilder und Informationen.
Unsere Hausspinnen- keine Schönheiten und hoher Schreckwert |
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Herbstzeit ist Spinnenzeit und wenn es dann zu ungemütlich und windig wird, zieht es viele
dieser achtbeinigen Gesellen zur Überwinterung ins Haus. Das ganze Jahrzu Gast unter unserem Dach sind die
Winkelspinnen (Tegenaria). Die Männchen landen oft bei der nächtlichen Suche nach Weibchen in der Badewanne.
Auch die Zitterspinne, die bei Bedrohung hektisch zittert, um den Feind zu verwirren, wohnt mit uns ständig
zusammen- meistens unbemerkt.
Die Begegnung mit Spinnen ist in aller Regel mit Aufregung verbunden - „Arachnophobie" ist weit verbreitet.
Spinnenangst ist jedoch erlernt. Kinder haben in der Regel keine Angst vor Spinnen. Von den weltweit über
30.000 Spinnenarten sind nur etwa zwei Dutzend für den Menschen wirklich gefährlich. Auch ein Großteil
der furchteinflößenden Vogelspinnen kann ohne weiteres in die Hand genommen werden. |
Angst vor Spinnen- meistens unbegründet
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Die Tegenaria Giganthea gehört zur Familie der Hauswinkelspinnen und findet in fast ganz
Europa Verbreitung. Sie hat sich anscheinend auf die Häuser der Gattung Homo Sapiens Sapiens als Habitat spezialisiert,
und gilt im Allgemeinen als nützlich, weil sie pro Tag 1 - 2 lästige Hausinsekten zu fangen pflegt. Sie
weist allerdings ein paar Besonderheiten auf.
- Zum einen ist sie, wie der lateinische Name sagt, das größte Mitglied der Gattung
Tegenaria (Hausspinnen).
- Zum zweiten ist sie extrem laufschnell (ca. 4 km/h !) und wurde bereits für einige Zeit
ins Guiness Buch der Rekorde aufgenommen ("Schnellste Spinne der Welt").
- Zum dritten muß sie beim Spurt nach kurzer Zeit ruckartig anhalten, weil die stark beanspruchte
Muskulatur ihres Körpers beim schnellen Rennen die Zirkulation der Körperflüssigkeiten behindert.
Ihr Netz spinnt sie bevorzugt in Ecken und Winkeln, und baut diese, im Unterschied zu anderen
Tegenaria - Arten, gelegentlich auch in der Höhe (z.B. an der Decke).
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"Die schnellste Spinne der Welt"
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Für menschliche Begriffe ist die Giganthea nicht unbedingt eine Schönheit, und ihr Aussehen
warnt uns Menschen nicht ganz zu Unrecht.
Die Tegenaria Giganthea gehört zu den Spinnenarten, deren Beißorgane in der Lage sind, die menschliche
Haut zu durchdringen. Hinzu kommt, daß sie durchaus aggressiv reagieren kann, besonders, wenn sie sich in
die Enge gedrängt fühlt.
Außerdem ist sie an einen schnellen Angriff gewöhnt, da ihr Netz nicht klebt. Befindet sich Beute darin,
muß die Spinne schnell zubeißen bevor diese wieder entkommen kann. Trotz ihrer 8 Augen, die in zwei
Reihen angeordnet sind, sieht sie nicht besonders gut. Man sollte ihr also nicht unbedacht zu nahe kommen, da ihre
Attacke so schnell sein kann, daß man keine Zeit hat, zu reagieren.
Tröstlicherweise gehen Spinnen mit ihrem Gift (jede Spinne ist giftig) eher sparsam um. da es sie Zeit und
Energie kostet, wieder neues Gift zu produzieren.
Die Tegenarias können auch zubeißen, ohne Gift zu injizieren, was sie bei Objekten von der Größe
eines Menschen meistens tun (außer sie sind eingeklemmt), da wir für sie als Beutetiere beim besten
Willen nicht in Frage kommen. Solche "Warnangriffe" sind in Europa wohl auch bekannt. Sie sollen zwar
ziemlich schmerzhaft sein (ähnlich einem Wespenstich), aber keine bleibenden Schäden hinterlassen.
Sollte die Giganthea beim Biß trotzdem Gift injizieren, ist es zum Glück für den Menschen nicht
weiter gefährlich, im Gegensatz zum Gift der verwandten Tegenaria Agrestis. (s. unten) |
Blitzschnelle Attacke und Biß |
In Kellerschächten, Terrassenwinkeln oder unter Balkonen spannen diese großen Spinnen
ausladende Netzdecken mit einer in den Schlupfwinkel einmündenden Röhre. Tagsüber sieht man sie
kaum, nachts sitzen sie oft im Netz. MännlicheTegenaria-Individuen haben besonders lange Beine, wenigstens
im Verhältnis zum Körper (Bild). Wie bei allen Spinnen begeben sie sich auf die Suche nach dem Paarungspartner
- die Weibchen bleiben stets „daheim" und warten. Wenn dann ein fehlgeleiteter Tegenaria-Mann suchend durch
ein offenes Kellerfenster oder einen Türspalt ins Haus einsteigt, findet er meist - den Tod unter einem Schuh,
einer gefalteten Zeitung oder im Staubsaugerbeutel.
Oft wird sie in Waschbecken und Badewannen angetroffen und von der erschreckten Hausfrau mit einem Wasserstrahl
in die Kanalisation befördert. Dabei ist sie nicht, wie meist fälschlich angenommen wird, aus dem häuslichen
Abflußsystem geklettert, sonder eher ins Waschbecken gefallen. Jetzt kann sie nicht mehr die glatten Wände
des Beckens hochklettern und ist gefangen.
Fazit: Hauswinkelspinnen nicht in den Abguß spülen (sie können sich dort festhalten und kommen
dann wieder), sondern vorsichtig ein Glas überstülpen und zwischen Auflage und Glas ein Stück Papier
schieben. Die Spinne raussetzen, sie wird es Ihnen danken. |
Während der Brautschau gefangen
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TEGENARIA AGRESTIS
Tegenaria agrestis kommt evtl. ursprünglich aus Europa, ist aber hier nur selten in
Häusern, hat keinen Menschen-Kontakt und ist nur vom Fachmann zu identifizieren: Ausgewachsen große
Spinne (bis 2cm), Körper kurz behaart; Beine wirken unbehaart, sind länger als Körper, keine Zeichnung;
Grundfarbe braun und grau. Kommt in den USA vor (wird aus immer mehr Staaten gemeldet), wurde wahrscheinlich aus
Europa eingeschleppt. Lebt viel in Garagen und Kellern. In Europa keine Biß-Unfälle bekannt.
Bißsymptome: Häufig schmerzlos oder nur leicht prickelnd. Sofort nach Biß Erythem (mehrere cm
Durchmesser), ver- schwindet nach wenigen Std., dann rote Induration ; nach 15-48 h Blasenbildung, später
Ulzeration (nach einem Tag) manchmal vertiefen sich die Wunden und heilen erst über 2-3 Jahre ab. Beobachtet
wurden auch: Mundtrockenheit, Übelkeit, Diarrhoe, Erbrechen, Halluzinationen, Sehstörungen, Kopf- und
Gelenkschmerzen, Schwäche, Lethargie, Schwindel. |
Tegenaria Agrestis- wenn die zubeißt, kann es unangenehm werden
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