Eine Fliege kann theoretisch 250 Billiarden Nachkommen pro Jahr bekommen |
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Wer je Lebensmittelabfälle besonders bei warmen Wetter zu lange gelagert hat, kennt die Tatsache,
daß diese Behälter »auf einmal das Laufen lernen«. Unter anderen Fliegen- Arten ist auch
die Gemeine Stubenfliege (M. domestica) daran beteiligt, deren Larven sich gerade hier, in den warmen, sich zersetzenden
Abfällen rasend schnell entwickeln kann. Ihre Zudringlichkeit bewog schon die Alten Ägypter, die Fliege
als Zeichen der Unverschämtheit in ihre Hieroglyphenschrift aufzunehmen und tapferen Kriegern wurden Medaillen
in Form von Fliegen verliehen. Der Name Beelzebub leitet sich von dem syrischen Fliegengott Baalzebub ab. Nichts
desto trotz ist die Gemeine Stubenfliege ein kleines Wunderwerk der Natur mit phantastischen physiologischen Fähigkeiten,
und so einer genaueren Betrachtung wert. |
Wenn Behälter das Laufen lernen |
Die Hausfliege ist ein regelrechter Kulturfolger. Die ausgewachsenen Tiere können unter günstigen
Bedingungen ein alter von 1-2 Monaten erreichen. Weibchen deponieren Eigelege von 100-150 Stück auf das Larvensubstrat,
im Haus z.B. Küchenabfälle oder Pferdemist. Die sich entwickelnden Larven benötigen hohe Luftfeuchtigkeit.
Zur Verpuppung kommen die Larven an die Oberfläche des Substrates, welches bis dahin oft schon zu einem flüssigen
Brei homogenisiert wurde. Die Gesamtentwicklung bei 33°C liegt etwa bei etwa 1 Woche, bei 16° erstreckt
sie sich über einen Monat, so daß mehrere Generationen im Jahr durchlaufen werden können. Gewöhnlich
wird in unseren Breiten eine Generation in 2-3 Wochen durchlaufen, als etwa 8 Generationen pro Jahr. Berücksichtigt
man noch, das ein einziges Weibchen unter optimalen Bedingungen in mehreren Schüben bis zu 2.000 Eier ablegen
kann, so kommt man auf die stattliche Summe von theoretisch 250 Billiarden Nachkommen pro Jahr.
Das diese theoretische Zahl an Nachkommenschaft nicht erreicht wird, dafür sorgen die unterschiedlichsten
natürlichen Feinde, u.a. Parasitoide. Es gibt sehr viele Arten an Parasitoide, die sich auf Fliegen spezialisiert
haben, und die einzelnen Stadien angreifen. |
250 Billiarden Nachkommen pro Jahr |
Der Rüssel der Stubenfliege wird eingeklappt unter dem Kopf getragen und nur zur Nahrungsaufnahmen
ausgestreckt. Am Rüsselende befinden sich 2 halbkreisförmige Saugpolster, die Labellen. Sie werden wie
Kissen über die Nahrung ausgestreckt, so daß die gleichmäßige Verteilung des Speichels gewährleistet
ist. Die aufgelöste Nahrung wird über die tracheenartigen Halbröhren zur Mundöffnung geleitet.
Von dort gelangt sie durch Saug- und Pumpwirkung in den Kropf. Der Zugang zum Kropf zweigt aber schon im vorderen
Bereich von der Speiseröhre ab. Damit die Nahrung aber verarbeitet werden kann, muß sie, ähnlich
wie bei Wiederkäuern, in den vorderen Teil des Verdauungstraktes erbrochen werden. Erst dann kann sie in den
Mitteldarm gelangen. Dabei erreicht der Kropfinhalt oft das Rüsselende und wird als Tropfen auf die Unterlage
abgesetzt. Auf diese Wiese kann es zur Verschleppung von Krankheitserregern auf menschliche Nahrung kommen. |
Die Nahrung muß erbrochen werden, erst dann funktioniert die Nahrungs- aufnahme |
Männchen und Weibchen sind an ihren Augen zu unterscheiden: Bei den Männchen nimmt die
Stirn zwischen den Augen etwa den vierten Teil der Kopfbreite ein, während sie bei den Weibchen deutlich breiter
ist. Die Art hat eine Körperlänge von 6 - 8 mm, Brust mit 4 schmalen dunklen Streifen, Beine schwarz.
Abdomenbasis gelb.
Die Eier sind spindelförmig, gelbweiß, 1 mm lang, die Larven madenförmig, elfenbeinweiß,
3 Larvenstadien. Das Vorderende ist zugespitzt und enhält die beiden dunklen Mundhaken. sie erreichen ausgewachsen
eine Länge von 12 mm.
M. domestica schmeckt mit den Beinen! Diese sind dicht mit Sinneszellen besetzt. Auf den Antennen selbst finden
sich nur relativ wenige Sinneszellen. Daneben reagieren die Tiere auch sehr empfindlich auf optische Reize.
Hausfliegen sind durch einen ausgesprochenen Herdentrieb gekennzeichnet was durch den Spruch »Wo Fliegen
sind, kommen Fliegen hin« unterstrichen wird. |
Mit den Beinen schmecken und sehr empfindlich gegen optische Reize |
M. domestica gehört zu den Arten, die eine ganze Reihe von Krankheiten, vor allem im südlichen
Verbreitungsgebiet, übertragen können. Da die Fliegen sich an den unterschiedlichsten Habitaten, inklusive
menschlicher Fäkalien aufhält, nimmt sie mit der Nahrung Krankheitserreger auf und überträgt
sie mittels Nahrungstropfen, durch Kot-Ausscheidung oder durch ihre Körperbeborstung auf menschliche Nahrung
etc. Neben Krankheitserregern, die für den Menschen gefährlich werden können, ist sie Zwischenwirt
für Pferde- Bandwurmarten und den Hühnerbandwurm.
Weltweit kennt man über 3.900 Arten dieser Familie, davon kommen in Mitteleuropa etwa 500 und in Deutschland
ca. 330 Arten vor. Die Systematik dieser Gruppe ist noch im vollen Fluß und keineswegs aufgeklärt. |
Allein in Deutschland rund 330 Arten Musca domestica. |
Wer schon einmal versucht hat, eine Stubenfliege zu fangen, weiß, wie schwer es einem die
lästigen Insekten machen können: Sobald sie die Hand nahen sehen, reagieren sie mit einer blitzschnellen
Ausweichbewegung - der Mensch zieht da meist den kürzeren. Doch wie schafft es das winzige Fliegenhirn, die
Informationen, die das Auge liefert, so rasend schnell zu verarbeiten? Um Fragen wie diese dreht sich der internationale
Neuroethologie-Kongress vom 29. Juli bis zum 3. August im Hauptgebäude der Universität Bonn. Die Forscher
diskutieren dabei unter anderem auch den Einfluss der Gene auf das menschliche Verhalten. |
Wie schafft das winzige Hirn das? |
Die alte Frage, ob menschliches Verhalten angeboren oder erlernt ist, beantworten die Wissenschaftler
heute mit einem entschiedenen sowohl - als auch. "Die Gene geben nur die Grundregeln vor", erklärt
der Bonner Neurobiologe Prof. Dr. Horst Bleckmann. "Wie wir in bestimmten Situationen genau reagieren, wird
innerhalb dieses genetisch festgelegten Rahmens von den individuellen Erfahrungen mitbestimmt." Besonders
anschaulich wird das Zusammenspiel zwischen Genen und Umwelt am Beispiel der Singvögel, das auch auf dem Kongress
diskutiert wird. Eine Grundkenntnis ihres arteigenen Gesangs ist in den Erbanlagen der Vögel verankert. Singvögel,
die ohne Artgenossen isoliert aufgezogen werden, singen aber anders als ihre Verwandten in der freien Natur. Und
auch die singen nicht alle gleich; vielmehr gibt es - wie beim Menschen - eine Vielzahl regionaler Dialekte, die
dem Kenner sogar den ungefähren Geburtsort eines Tieres verraten. "Die konkrete Ausbildung des Gesangs
ist nicht angeboren, sondern erfolgt durch Imitation der Eltern", betont Bleckmann. Jüngste Forschungen
auf diesem Gebiet haben übrigens erstaunliche Parallelen zum Spracherwerb bei Kindern aufgezeigt. |
Ist menschliches Verhalten angeboren oder wird es erlernt? |
Dass auch Fische ausgefeilte Methoden der Kommunikation nutzen, ist dem Laien weniger bekannt. Ein
besonders eindrucksvolles Beispiel diskutieren die Neuroethologen in Bonn: die Fähigkeit schwachelektrischer
Fische, sich mittels selbst erzeugter elektrischer Felder zu verständigen - eine Begabung, die im Laufe der
Evolution unabhängig voneinander bei verschiedenen Fischarten entstanden ist. Weitere Beiträge beschäftigen
sich mit der Verarbeitung von Bildern und Gerüchen.
Zum Kongress, der alle drei Jahre stattfindet, haben sich mehr als 550 Wissenschaftler aus 26 Ländern angemeldet.
Neben aktuellen Ergebnissen werden die Neuroethologen auch neue Versuchstechniken und Forschungsansätze vorstellen
und diskutieren. |
Fische können sich mit elektrischen Feldern verständigen. |
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