Er kommt im Schutze der Dunkelheit. Flink und unbemerkt nähert er sich seinem wehrlosen Opfer und beißt zu: Der Marder. "Diesmal hat er das Zündkabel zerbissen," berichtet Claudia Post, Jurastudentin aus Bonn, kopfschüttelnd am nächsten Morgen. "Das ist bereits das zweite Mal in diesem Monat. Dann kann ich jedesmal zusehen, wie ich zur Uni komme." 10.000 Marderschäden vermeldete der ADAC Deutschland im letzten Jahr. Die Dunkelziffer liegt jedoch weitaus höher, da die wenigsten Autobesitzer den Vorfall melden. Dann wird der Kühlschlauch selbst ausgewechselt, ein Marderspray besorgt und Hundehaare in den Motorraum geklebt. Die kleinen Räuber schreckt das nur wenig. Besonders die Jungmarder, die im Wonnemonat Mai ihren Bau verlassen, richten spielerisch gewaltige Schäden an. Schäden, die sich laut der Kfz-Schadensabteilung der Huk Coburg im ersten Halbjahr 1999 bereits auf 1,2 Millionen Mark beliefen. Zu recht stellt sich nicht nur die geplagte Jurastudentin die Frage, warum sich diese scheuen Tiere überhaupt in einer Stadt wie Bonn herumtreiben. Die Antwort ist einfach: Steinmarder sind Kulturfolger. Das heißt, daß diese possierlichen Tierchen nicht nur die Nähe des Menschen dulden, sondern sie sogar suchen. Selbst hier in Berlin kommen sie mitten im Zentrum der Stadt vor. Schon seit einigen Jahrhunderten wissen sie das reiche Nahrungsangebot menschlicher Siedlungen zu schätzen. Das friedliche Nebeneinander des nachtaktiven Steinmarders und des eher tagaktiven Menschen funktionierte bis in die jüngste Zeit auch relativ gut. Dann entdeckten beide jedoch ihre gemeinsame Vorliebe für Autos, und der Friede war dahin. Finanziert von der Automobilindustrie, stellte man an der Justus-Liebig-Universität in Gießen Verhaltensforschungen an Steinmardern an. Dabei fand man heraus, daß Marder Autos als Schlaf- und Spielplätze nutzen. Sie beschnuppern Neues und Unbekanntes und wenn die Neugier besonders geweckt ist, wird einfach auf dem unbekannten Ding herumgekaut. Unglücklicherweise ist der Motorraum eines Autos in dieser Hinsicht ein Eldorado für die gummikauenden Vierbeiner. Windschutzscheiben und Motorhauben werden zu Rutschbahnen umfunktioniert - das Auto als perfekter Marder-Abenteurspielplatz. Obwohl der Steinmarder dem Menschen in Städte und Dörfer folgte, ist er ein eher scheues
Tier. In seinem Revier braucht er deshalb genügend Versteckmöglichkeiten. Dachböden, Garagen und
vor allem für den Menschen unzugängliche Zwischendecken stehen bei den Tierchen hoch im Kurs. Besonders
während der Jungenaufzucht von Mitte März bis Anfang Juli sind sie dann nicht zu überhören
und bereiten dem genervten Hauseigentümer so manche schlaflose Nacht. Der Ruf nach einem (Kammer-) Jäger
wird dann schon mal lauter. Aber keine Chance: Vom 1. März bis zum 15. Oktober haben Steinmarder Schonzeit. Wer hilft und berät?
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